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Nation: | Israel |
von Ute Bohmeier
Stand: 01.06.2004
Von einem kultivierten, aber konfliktreichen Elternhaus aus hatte Yoram Kaniuks Weg über die jüdische Untergrundbewegung zur Beteiligung am Unabhängigkeitskrieg und an der „Illegalen Einwanderung“ geführt. Als 20-Jähriger schien er der typische Sabre zu sein – ein im Land Israel geborener, seinem Volk und Staat ergeben dienender junger Held mit besten Beziehungen und entsprechenden Karriereaussichten. Trotzdem ging er zum Studium nach Europa und lebte später jahrelang in New York. In der Zeit der Masseneinwanderung nach Israel, der sozialen und ökonomischen Probleme und der unsicheren politischen Lage des erst 1948 gegründeten Staats galt eine derartige Entscheidung fast als Verrat an der zionistischen Idee und am Judentum. Kaniuk war schon damals nicht bereit, sich Erwartungen zu unterwerfen und Konventionen anzupassen. Doch seine Entscheidung war zwiespältig. Der innere Konflikt findet Ausdruck in seinem ersten Roman, „Ha-Jored Le-Maʼala“ (Der hinabsteigt nach oben), der 1961 in englischer Übersetzung und 1963 im hebräischen Original erschien. Bereits der Titel deutet den Widerspruch an: Ein „Jored“ ist, wer von Jerusalem „hinabsteigt“, was seit biblischer Zeit auch im geistigen Sinn verstanden wurde; in Israel ist „Jored“ zur verächtlichen ...