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Nation: | Russland, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Renate Hof
“Wer eine Geschichte ,wahr’ nennt, beleidigt Kunst und Wahrheit zugleich”, schrieb Vladimir Nabokov in seinen Vorlesungen zur europäischen Literatur, die er während seiner Zeit in Amerika an der Universität von Cornell gehalten hat. Diese Vorlesungen, die in Deutschland 1983 unter dem Titel “Die Kunst des Lesens” erschienen sind, bieten nicht nur eine unorthodoxe und originelle Einführung in ausgewählte Romane bedeutender Klassiker – etwa in das Werk von Jane Austen, Marcel Proust, Franz Kafka und James Joyce. Sie sind gleichzeitig ein Kommentar zu seinen eigenen Werken, indem sie das in den Vordergrund stellen, was Nabokov für seine Kunst am höchsten schätzte: einen unverwechselbaren, individuellen Stil, die Liebe zum Detail und den aufmerksamen, phantasievollen Leser. Seine Ästhetik bietet keinen Raum für die häufig gestellte Frage nach der ,moralischen Botschaft’ eines Kunstwerks, für die Suche nach seiner ,sozialen Relevanz’. Nabokov besteht auf der Subjektivität seiner Kunst, die angeblich frei ist von äußeren Einflüssen, unabhängig von gesellschaftlichen Fakten. Für ihn ist Kunst “dort, wo sie am größten ist, phantastisch, trügerisch und komplex.” Seine Romane scheinen keinen Anspruch zu erheben ...