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Nation: | Belorußland |
von Yvonne Pörzgen
Stand: 15.02.2018
Martinowitsch gehört neben Svetlana Alexijewitsch in Deutschland zu den bekanntesten Autoren aus Belarus. Im Unterschied zu Alexijewitsch, die nach wie vor die Sowjetunion als ihre eigentliche Heimat betrachtet, sieht sich Martinowitsch als Menschen des postsowjetischen Belarus, der sich kritisch mit der gesellschaftlichen und politischen Situation postsowjetischer Länder auseinandersetzt und seine kunsthistorischen Kenntnisse durch Bezüge auf Unterhaltungs- wie Hochkultur in Romane und Publizistik einfließen lässt. In Deutschland schreibt er für Zeit-Online in der Rubrik „Freitext“. In seinen Beiträgen pflegt er die Form der stilistischen Regimekritik (vgl. Interview mit Micheeva, 2011) und setzt sich ironisch mit dem belarussischen Alltagsgeschehen auseinander. Martinowitsch warnt vor dem wieder aufkeimenden Stalinkult in Russland.
Literaturtheoretisch schließt sich Martinowitsch der postmodernen These an, dass alles bereits geschrieben sei und der zeitgenössische Schriftsteller einem DJ vergleichbar Versatzstücke neu kombiniere. Darin sieht er eine logische Konsequenz aus dem von Roland Barthes beschriebenen „Tod des Autors“, in Martinowitschs Interpretation heißt das vor allem: das Ende des Autorenberufs. Ein zweisprachiges Land wie Belarus mit nicht einmal zehn Millionen Einwohnern biete Schriftstellern nicht die Möglichkeit, von dieser Tätigkeit zu leben. Dies befreit den Hobby-Schriftsteller ...