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Nation: | Polen |
von Georg Mrugalla
Stand: 15.10.2024
Der Literaturwissenschaftler Stefan Chwin gehört zu den bekanntesten zeitgenössischen Schriftstellern Polens. Eng verbunden ist er mit dem literaturtheoretischen Ansatz der polnischen Romantik-Forscherin Maria Janion (geb. 1926), die in den 1970er und 1980er Jahren in den „Colloqia Gdańskie“ (Danziger Kolloquien) das Thema „Literatur und Antipsychiatrie“ behandelt und dazu die fünfbändige Schriftenreihe „Transgresje“ (Transgressionen, 1981–1988) zusammen mit Chwin und Stanisław Rosiek (geb. 1953) herausgegeben hatte.
Die 1981 gemeinsam mit Stanisław Rosiek veröffentlichte Sammlung von kulturphilosophischen Essays „Bez autorytetu“ (Ohne Autorität) steht in einem engen geistigen und thematischen Zusammenhang mit der Reihe „Transgresje“ und ist an die Zivilisations- und Kulturkritik der New Age-Bewegung angelehnt. Die darin enthaltenen Texte beschäftigen sich mit der zeitgenössischen europäischen Kultur, die – so die Autoren – „bürokratisiert, dialogunfähig und entsymbolisiert“ sei und durch „Konsumverhalten und Konkurrenzkampf“ bestimmt werde. Für diese Situation machen sie den Strukturalismus verantwortlich, nach dessen Auffassung es keine autonomen Individuen gibt, da die Menschen von den herrschenden gesellschaftspolitischen Verhältnissen geformt und bestimmt werden. Um diese Kulturkrise zu überwinden, fordern Chwin und Rosiek einen kulturellen Wandel. Es müsse „eine Rückkehr zur Person“ erfolgen, um den Einzelnen wieder als individuell ...