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Nation: | Kanada |
von Martin Holtz
Stand: 15.06.2020
Northrop Fryes „The Bush Garden“ (1971) und Margaret Atwoods „Survival“ (1972) sind grundlegende Texte über die kanadische Literatur(geschichte) und bilden trotz ihres Alters und ihrer eingeschränkten ethnischen Perspektive ein weiterhin bestimmendes Narrativ über den Charakter und die Identität dieser nationalen Literatur. Frye beschreibt den kanadischen Charakter einprägsam als gekennzeichnet von einer Garnisonsmentalität, also einem sich Zurückziehen, einer gewissen Verschlossenheit, emotionalen Kälte und Starrköpfigkeit, beeinflusst von einer Angst vor der Interaktion mit der Welt. Auch wenn Frye vor allem die frühen Prairieromane im Blick hat, so kokettiert doch auch Sheila Heti in ihrem Werk bisweilen mit genau dieser Garnisonsmentalität, vor allem in ihren beiden Essays „Stealing Glances“ (Blicke stehlen, 2005) und „Why Go Out“ (Warum ausgehen, 2006). „Stealing Glances“ beschreibt den Moment des scheuen Blicks in die Augen von Passanten innerhalb einer anonymen Urbanität, dem immer ein Verlangen nach Kontakt und Intimität innewohnt, der aber letztlich nur die Spiegelung einer Unterdrückung dieses Verlangens empfängt und entsprechend zurückschreckt. „Why Go Out“ entwickelt diese Verquickung von Verlangen nach und Unterdrückung von Intitmität weiter und beschreibt zunächst, Fryes Garnisonsmentalität folgend, das Ausgehen und Leute Treffen ...