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Nation: | Kuba, Frankreich |
von Nina Preyer
Stand: 15.01.2013
Gerade unter dem Aspekt des Kulturtransfers zwischen Kuba und Frankreich ist Severo Sarduy eine herausragende Rolle zuzugestehen. Aufgrund seiner vermeintlichen Regimefeindlichkeit wurde und wird Sarduy auf Kuba kaum als Schriftsteller, Maler oder gar als Literaturtheoretiker wertgeschätzt. In Frankreich stand er zwar im Austausch mit seinen Freunden und Gründungsmitgliedern der Gruppe Tel Quel, als vollwertiges Mitglied wurde er allerdings weder von den Mitgliedern selbst noch in den darauffolgenden Studien zu Tel Quel und dem französischen Poststrukturalismus wahrgenommen. Tatsächlich aber hat Sarduy mit dem neobarroco in seinem essayistischen Werk und seinen Romanen zyklisch ein literarisches Konzept entworfen, das einen fundamentalen Beitrag zum französischen Poststrukturalismus leistet. Sarduy liefert darin jenen Brückenschlag zwischen radikal poststrukturalistischen Ansätzen und literarischer Praxis, der den französischen Denkern häufig als Inkonsistenz vorgeworfen wurde. Neben den Theorien der Mitglieder von Tel Quel waren es vor allem die psychoanalytischen Denkmuster Jacques Lacans sowie die barock anmutenden, kulturgeschichtlichen Denkfiguren José Lezama Limas, die Sarduy in sein Konzept miteinbezogen hat. In diesem Sinne kann es kaum verwundern, dass die Schlüsselbegriffe und Mechanismen in Sarduys metaliterarischem Konzept jeweils mehrfachkodiert ...