Nation: | Schweden |
Von Hedwig M. Binder
Der „Moderne Durchbruch“ und seine FolgenDie neuere schwedische Literatur beginnt mit dem „Modernen Durchbruch“, einer skandinavischen literarischen Strömung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Etwas später als in Dänemark und Norwegen fanden vor dem Hintergrund einer rasanten Industrialisierung des rückständigen Agrarlandes, damit einhergehender ökonomischer und demographischer Umbrüche sowie politischer und gesellschaftlicher Reformen auch in Schweden die damals aktuellen Fragestellungen Eingang in die Literatur: naturwissenschaftliche Erkenntnisse und ihre Folgen, religiöse Dogmen und ihre Problematisierung, gesellschaftliche Konventionen, das Verhältnis der Geschlechter zueinander.
Begonnen hat der „Moderne Durchbruch“ in Schweden 1879 mit dem Roman „Röda rummet“ (Das rote Zimmer) von August Strindberg (1849–1912). In einer lockeren Folge von dialogreichen Einzelszenen – ein formales Novum – kritisiert er mit spitzer Feder die Gesellschaft seiner Zeit und ihre durch Henrik Ibsen (1828–1906) sprichwörtlich gewordenen „Stützen“. Die naturalistische Phase, in der neben Strindberg andere Autorinnen und Autoren nahezu verblaßten, dauerte genau zehn Jahre. Sie ging als åttiotal (achtziger Jahre) in die schwedische Literaturgeschichtsschreibung ein, die seitdem mit großer Beharrlichkeit an der Dezennieneinteilung festhält. Den Schlußpunkt des „Modernen Durchbruchs“ in Schweden setzte Verner von Heidenstam (1859–1940) mit seiner programmatischen Schrift „Renässans“ (Renaissance, 1889), in ...