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Nation: | Indien, Kanada |
von Vera Alexander
Stand: 01.06.2015
Rohinton Mistry ist einer der prominentesten Gegenwartsautoren indischer Herkunft in Kanada. Zahlreiche Auszeichnungen, Übersetzungen sowie eine umfangreiche wissenschaftliche Rezeption dokumentieren die Bedeutung seines Erzählwerks.
Mistry gehört der Minderheit der Parsen an, einer monotheistischen Religionsgemeinschaft mit weltweit nur etwa 80000 bis 120000 Mitgliedern, die von Zarathustra um 600 v. Chr. im Ostiran gegründet wurde und deren Anhänger im 7. Jahrhundert n. Chr. nach Indien auswanderten. Die Parsengemeinschaft Indiens ist zwar numerisch klein, tritt jedoch aufgrund ihres vergleichsweise hohen Bildungsniveaus innerhalb der indischen Gesellschaft deutlich in Erscheinung.
Mistrys Werke reflektieren die religiösen Traditionen und Gebräuche der Parsen mit großer Detailtreue: Der Autor lässt seine Romanfiguren den Feuertempel besuchen oder beschreibt, wie Verstorbene auf so genannten Türmen der Stille den Geiern zum Fraß vorgelegt werden, um nicht die den Parsen heiligen Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser zu verunreinigen. Inwieweit Mistrys scharf gezeichnete Kontraste zwischen Gut und Böse unmittelbar aus den Grundlagen der Parsenreligion mit ihrem Dualismus zwischen dem guten Gott Ahura Mazda und dem bösen Geist Ahriman erwachsen, ist nicht sicher zu entscheiden. Fest steht jedoch, dass Mistrys Ansehen wenigstens zum Teil darauf zurückzuführen ...