Geburtstag: | |
Nation: | Tschechische Republik |
von Hans-Christian Trepte
Stand: 15.10.2023
Der mit der Samtenen Revolution in Tschechien (1989) vollzogene Generationswechsel brachte eine Vielzahl neuer literarischer Stimmen mit „sehr unterschiedlichem Selbstverständnis“ wie auch „neue[r] Selbstfindung“ hervor (Neue Literatur aus Tschechien, die horen, 2012). Während einige jüngere tschechische Autor:innen zunächst ins Ausland gingen und dort auch häufig ihre Romane spielen ließen (Petra Hůlová, Jaroslav Rudiš, Markéta Pilátová), setzten sich andere zunehmend mit der Geschichte ihres Landes auseinander. Zu ihnen gehört neben Jáchym Topol vor allem Radka Denemarková. Für die deutschen Verlage waren diese deutlichen Veränderungen im literarischen Feld Anlass genug, die neue tschechische Literatur zügig auch dem deutschsprachigen Publikum in hervorragenden Übersetzungen (Eva Profousová, Mirko Kraetsch) vorzustellen. Ähnlich wie Jaroslav Rudiš, Tomáš Zmeškal oder Jiří Hájíček wendet sich Radka Denemarková bisher tabuisierten historischen und gesellschaftspolitischen Problemen der Vergangenheit des eigenen Landes zu. Der zeitliche Bogen reicht dabei vom „Protektorat Böhmen und Mähren“ über den Holocaust, die „stalinistischen Prozesse“ und die Zwangskollektivierung der 1950er Jahre bis hin zur Vertreibung der deutschen und deutschsprachigen jüdischen Bevölkerung. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts näherten sich auch die Haltungen der tschechischen Seite und der deutschen Vertriebenenverbände ...