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Nation: | Frankreich |
von Andreas Gelz
Stand: 01.11.1998
Das Bild Philippe Sollersʼ, herausragender Vertreter der französischen Avantgardeliteratur der sechziger und siebziger Jahre und in Frankreich einflussreicher Intellektueller, wurde und wird in der Öffentlichkeit überlagert durch den „scandale sollersien“, wie ihn Roland Barthes genannt hat. Barthes spricht in diesem Zusammenhang von Sollersʼ Fähigkeit, eine genaue Einordnung seiner Person und seines literarischen Werkes zu verhindern, alle literaturgeschichtlichen Kategorien oszillieren zu lassen, sie zu pulverisieren. Sollers verwerfe alle (Selbst-)Bilder und untergrabe damit in provozierender und vom Publikum als skandalös empfundener Weise Vorstellungen bürgerlicher Entwicklungs- und Bildungsgeschichte.
Sollers bestätigt diese Einschätzung seiner Person, wenn er in einem seiner zahlreichen Interviews den angeführten Begriff der Oszillation zu seiner Selbstbeschreibung übernimmt und ihn, über Barthes hinausgehend, auf aktuelle Problemstellungen bezieht. Der Versuch, sich dem öffentlichen Bild vom Schriftsteller zu entziehen, ist für ihn Teil einer Strategie gegen die Stereotypen der Informations- und Mediengesellschaft. Für Philippe Sollers besitzt diese Einschätzung Roland Barthesʼ nicht zuletzt den Stellenwert eines ästhetischen Programms, das er in den unterschiedlichen Etappen seines intellektuellen Parcours immer wieder neu an die zeit- und literaturhistorischen Gegebenheiten anzupassen wusste. Hier liegt ...