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Nation: | Schweden |
von Detlef Brennecke
Stand: 01.07.1991
„Von allen eigenwilligen Romantheoretikern in diesem Lande“, erklärte Lars Gustafsson am 6. Dezember 1960, „ist er der eigenwilligste.“ Die Rede war von dem mittlerweile achtunddreißigjährigen Per Olof Sundman und dessen Weisung an den Schriftsteller schlechthin: „Was Deine literarischen Konstruktionen betrifft, so beschränke Deine Kenntnisse auf das, was Du erfahren hättest, wenn jene Konstruktionen Wirklichkeit gewesen wären.“ Diesen behavioristischen point of view hatte der Schwede nicht verlassen; er hatte vielmehr so unverdrossen auf ihm beharrt, dass seine Texte wegen ihrer metaphernarmen Diktion – wie die von Ernest Hemingway – immer wieder als Muster realistischer Prosa herangezogen werden. Und dies, obwohl sie als Produkte einer nur unvollständigen Analyse ihres Wesens längst in Verruf geraten waren. Denn Sundman, der zum Beispiel davon überzeugt war, dass die seelischen Vorgänge im Menschen keinesfalls dargestellt werden können, und der deshalb alle psychologisierenden Schilderungen als „Spekulationen“ verwarf, missachtete – was ihm Gustafsson vorhielt – die Tatsache, dass auch nüchtern vorgetragene Geschichten letztlich stets „Spekulationen“ sind – zumal wenn sie in Büchern wie „Die Expedition“ (1962) oder „Ingenieur Andrées Luftfahrt“ (1967) als fiktionale remakes ...