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Nation: | Chile |
von Gerhard Wild
Stand: 01.05.1997
Jeder Überblick über das umfangreiche literarische Schaffen Nerudas muß angesichts der Tatsache, daß der Autor in einem halben Jahrhundert an die fünfzig Gedichtsammlungen unterschiedlichen Umfangs publiziert hat, notgedrungen oberflächlich bleiben. Das Ausmaß dieser trotz politischer Aktivität und eines beständigen Wanderlebens immensen literarischen Produktion, welche selbst
in den von Krankheit und der Sorge um sein Land überschatteten letzten Lebensjahren nicht zum Stillstand gelangte, mag man daran ermessen, daß sich auch in seinem Nachlaß noch acht unabgeschlossene Gedichtsammlungen fanden. Indes hat Neruda nicht nur eines der umfangreichsten lyrischen Werke Lateinamerikas hinterlassen; mit seinem in zahlreiche Sprachen übersetzten „Großen Gesang“ (1950) schuf er jenes Werk, das im Bereich der Lyrik Europas Bild von Südamerika nicht weniger geprägt hat als García Márquezʼ „Hundert Jahre Einsamkeit“ (1967) in der erzählenden Literatur. Wie kommentarträchtig Nerudas Werk werden sollte, zeichnete sich bereits zu Lebzeiten des Dichters ab, als Alfonso Escudero 1967 in einem ersten bibliographischen Anlauf immerhin 1037 Titel Sekundärliteratur nachweisen konnte. Ein anderer Beleg für
die außerordentliche Breitenwirkung Nerudas, die weit über Lateinamerika hinausreicht, ist sein früher Band „Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der ...