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Nation: | Griechenland |
von Hanjo Kesting
Als Giorgos Seferis 1963 den Nobelpreis erhielt, schrieb der Kritiker der “Washington Post”: “Ein griechischer Dichter von monumentaler Unberühmtheit bekam den Literatur-Nobelpreis zugesprochen.” Dieser Satz ließ sich 1979, bei der Preisverleihung für Odysseas Elytis, leicht wiederholen. Dabei war Elytis weder ein Außenseiter noch ein Dichter zweiter Größe. Aber er teilte das Schicksal der gesamten (neu-)griechischen Literatur, jenseits der Landesgrenzen kaum bekannt zu sein. Aus dieser Desinformation erklären sich auch die vielen Fehlurteile, die man im Oktober 1979 in westdeutschen Feuilletons lesen konnte, etwa in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, wo Elytis schon in der Überschrift eines Artikels als “Dichter des Widerstands” bezeichnet wurde, der er nun wirklich nicht war. Aber man erkennt darin auch die Nöte eines Kritikers. Denn wer sich rasch über Elytis informieren wollte, hatte wenig Glück: er fand nur ein paar Zeilen im Lexikon, einen einzigen Artikel im Zeitungsarchiv und nur einen einzigen schmalen Gedichtband auf dem Buchmarkt. Er stammte aus dem Jahr 1969, enthielt freilich, in der deutschen Übersetzung von Günter Dietz und mit einem instruktiven Nachwort versehen, das Hauptwerk des Dichters “To Axion Esti” (“Gepriesen ...