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Nation: | Italien |
von Gilda Potente und Hansgeorg Schmidt-Bergmann
Wie ein Großteil der italienischen Nachkriegsliteratur ist auch das Werk Natalia Ginzburgs von den Erfahrungen der Resistenza und des übergreifenden antifaschistischen Konsenses der ersten Nachkriegsjahre geprägt.
1919 waren ihre – ursprünglich aus Triest stammenden – Eltern von Palermo nach Turin übergesiedelt. Der Vater hatte an der Universität Palermo vergleichende Anatomie gelehrt. Natalia war die jüngste von fünf Geschwistern, drei Jungen und zwei Mädchen. Die Eltern waren unterschiedlicher religiöser Herkunft, der Vater jüdischer und die Mutter katholischer Konfession; die Kinder wurden nicht getauft und auch nicht religiös erzogen. Schon früh bildete sich bei Natalia das Gefühl aus, fremd und anders zu sein. Ein Grund dafür lag in der Entscheidung des Vaters, sie die ersten Jahre der Grundschule zu Hause absolvieren zu lassen, u. a. aus Angst vor ansteckenden Krankheiten, aber auch, um sie von den religiösen Gemeinschaften fernzuhalten. In der Erzählung “Infanzio” (Kindheit) aus der Sammlung “Nie sollst Du mich befragen” (1970) wies Natalia Ginzburg später selbst auf diese Gründe hin, für ihr “sich-verschieden-Fühlen, ausgeschlossen vom sozialen Konsens”, weil sie “keine Religion hat, kein Telephon, sich altmodisch und ärmlich ...