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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Sebastian Domsch
Stand: 15.02.2020
Michael Chabon ist einer der interessantesten und originellsten amerikanischen Autoren seiner Generation, nicht zuletzt, weil er auch einer ihrer traditionellsten ist. Das mag auf den ersten Blick paradox klingen, doch es sind bisher weitgehend vernachlässigte literarisch-erzählerische Traditionen, aus denen Chabon Stoffe, Motive und Erzählweisen bezieht. Ein hervorragender Stilist, vereint Chabon sprachliche Eleganz, einen scharfen Verstand und schier unerschöpflichen Einfallsreichtum mit einer Bereitschaft, offen und kreativ gegen den literarästhetischen Standesdünkel vor allem der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu rebellieren, der ganze Gattungen als minderwertig abgestempelt hatte. Fantastische Abenteuer- und Horrorgeschichten, Superheldencomics und Krimis gehören zu diesem oft von klaren Gattungskonventionen bestimmten Bereich, der im Englischen mit dem abwertenden Begriff der genre-Literatur zusammengefasst wird. Doch wo Kritik und Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts viele Jahrzehnte lang einen Klassengegensatz aufgebaut haben zwischen „hoher“ und „trivialer“ Literatur, sieht Chabon nur einen gemeinsamen Urgrund aller „guten“ Literatur in der Fähigkeit zu unterhalten. Als Unterhaltung in seinem Sinne definiert Chabon dabei „everything pleasurable that arises from the encounter of an attentive mind with a page of literature“, eine Definition, die sowohl einen Schwertkampf an der ...