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Nation: | Niederlande |
von Ludger Jorißen
Stand: 15.05.2016
Maarten ʼt Hart gehört zu den erfolgreichsten niederländischen Schriftstellern. Seine ebenso fiktional wie memoirenhaft gestalteten Ausfälle gegen die kalvinistische Kirche wurzeln tief. Die Schilderung privater Szenerien aus dem Provinzleben, die Aggression gegen eine sonst nostalgisch dargestellte oder von den heute überwiegend konfessionslosen Niederländern ignorierte Weltsicht und Epoche gibt seinem Œuvre einen monomanen Charakter, der doch immer wieder neu durchdekliniert wird. Mit zunehmendem Alter überwiegt ein ironischer Ton die Verbitterung.
ʼt Harts Auseinandersetzung mit der Religion bedarf einiger Erläuterungen: Seit Ende des 19. Jahrhunderts war die kalvinistische Kirche schweren dogmatischen Erschütterungen ausgesetzt, und weder die Utrechter Synode 1905 über die Bedeutung der göttlichen Gnade noch der atheistische Zwang der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg konnten das Lager des katholisierenden Abraham Kuyper und seine fundamentalistischen Widersacher zusammenführen. ʼt Hart hat nicht nur aus kindlicher Perspektive anekdotisch beschrieben, wie die Familienpläne seines Grundschullehrers an der Andersgläubigkeit von dessen Verlobter scheiterten, er hat die Problematik auch theoretisch als Klassenkonflikt analysiert; jedenfalls stand seine Familie nicht auf der Seite des erfolgreichen Kuyper. Durch gesellschaftlichen Druck erfolgten in den 1960er Jahren kirchliche Veränderungen wie die Zulassung ...