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Nation: | Kanada |
von Ursula Mathis-Moser
Stand: 15.06.2024
Dichterin, Romanautorin, Dramatikerin und Essayistin – seit nahezu fünf Jahrzehnten verfolgt Louise Dupré beharrlich ihren Weg und gilt heute nicht nur als eine der renommiertesten Stimmen der Québecer Literatur, sondern auch als markante Referenz auf der internationalen Bühne. Ihr relativ spätes Bekanntwerden im deutschsprachigen Raum hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die französischsprachige Literatur der kanadischen Provinz Québec trotz ihres kometenhaften Aufstiegs während und nach der Stillen Revolution (1960–1969) hierzulande erst mit dem neuen Millenium nachhaltig rezipiert wurde, zu einem Zeitpunkt also, als sich das deutsche Feuilleton generell für die post- und transnationalen Literaturen zu interessieren begann.
Duprés Schaffen durchläuft mehrere Phasen: Während ihr erster literarischer Text, das 1975 in einem Kollektiv konzipierte Theaterstück „Si Cendrillon pouvait mourir!“ (Wenn Aschenputtel sterben könnte!), auf engagierte und zugleich humorvolle Weise die Anliegen der Québecer Frauenbewegung vertritt, entstehen die folgenden, vor allem lyrischen Werke parallel zu einer intensiven theoretischen Auseinandersetzung mit der Québecer Literatur und dem weiblichen Schreiben, die Duprés ‚zweitem‘ Beruf, ihrer Tätigkeit als Literaturwissenschaftlerin, geschuldet ist. In ihren Essays und wissenschaftlichen Publikationen erfolgt dabei eine Abkehr vom militanten Feminismus der 1970er Jahre, der im literarischen ...