Geburtstag: | |
Nation: | Russland |
von Christina Parnell
Stand: 15.03.2023
Ulitzkajas Auftritt als russische und europäische Schriftstellerin setzt zu Beginn der 1990er Jahre mit der Veröffentlichung ihrer Erzählung „Sonetschka“ im Pariser Verlag Gallimard und dem französischen Buchpreis Prix Médicis étranger (1996) ein. Die Autorin ist da bereits in ihren Fünfzigern, aber der fulminante Ruhm erweist sich nicht als Eintagsfliege, sondern als Ausgangspunkt für eine außergewöhnliche schriftstellerische Karriere. Bereits 1993, ein Jahr vor der Veröffentlichung im Moskauer Verlag Slovo, war ihr Erzählband „Bednye rodstvenniki“ (Arme Verwandte) bei Gallimard erschienen. Nunmehr folgen Jahr um Jahr neue Veröffentlichungen und oft beinahe zeitgleich deren Übersetzungen. Immer wieder bedient sich die Autorin in ihren Texten an autobiografischen Erfahrungen – als Ehefrau, Mutter, Geliebte, als Jüdin und Angehörige der russischen Intelligenz, als studierte Biologin und Reisende. Erzählt wird aus vornehmlich auktorialer Perspektive. Die in der Regel figürlich nicht hervortretende Erzählfigur ist als Stimme der Autorin zu erkennen, anwesend selbst dort, wo das Erzählen in die indirekte Gedankenwiedergabe der Figur hinübergleitet. Erzählt wird gleichsam filmisch, wechselnd von der Totalen zur bevorzugten Nahaufnahme und zurück – hier profitiert Ulitzkaja von ihren Erfahrungen als Szenaristin in Film und Theater.
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