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Nation: | Polen |
von Georg Mrugalla
Kazimierz Brandys' Debüt, der zum Teil während des Krieges geschriebene Roman “Drewniany koń” (Das Holzpferd, 1946), ist einem wichtigen Themenbereich zuzurechnen, dem sich die Schriftsteller des Landes nach Beendigung der deutschen Besatzungszeit widmeten: der gesellschaftspolitischen Rolle der polnischen Intelligenz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Schauplatz der Handlung ist Polen während der nationalsozialistischen Besatzungszeit. Die Hauptfigur, ein Ich-Erzähler, schildert seine Kindheitserlebnisse und -erinnerungen. Durch die retrospektive Erzählweise erhält der Leser Einblick in die Gedanken, den Gemütszustand und die Neigungen eines aus dem Bürgeradel stammenden Akademikers, der aus seinem sorgenfreien Leben der Vorkriegszeit herausgerissen und mit den lebensbedrohlichen Zuständen der Besatzungszeit konfrontiert wird. Der Roman ist so konstruiert, dass die Erinnerungen des Erzählers durch seine Gegenwartshandlungen entweder ausgelöst oder unterbrochen werden. Dies ermöglicht es dem Leser, aus den kindlich-naiven Reflexionen auf die Charakterzüge und die Ansichten des Erzählers zu schließen: Aufgrund seiner fatalistischen Anschauung fühlt er sich der Außenwelt schutz- und machtlos ausgeliefert und steht den geschichtlichen Ereignissen gleichgültig gegenüber. Er hat keine eigene Meinung, wiederholt nur fremde Ansichten, Vorurteile und Gerüchte und lässt sich sogar in eine konspirative Gruppe hineinziehen, ohne ...