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Nation: | Japan |
von Irmela Hijiya-Kirschnereit
Stand: 01.06.2001
Tanizaki Junʼichirō umspannt mit seinem literarischen Schaffen die japanischen Epochen Meiji (1868–1912), Taishō (1912–1926) und Shōwa (1926–1989) bis in die sechziger Jahre der Nachkriegszeit hinein. Sein Debüt gab er mit einer Reihe Aufsehen erregender Erzählungen und Theaterstücke, die in einer Zeit entstanden, als das literarische Leben weitgehend vom japanischen Naturalismus und dem aus ihm hervorgegangenen Genre der autobiografischen sogenannten „Ich-Erzählung“, des shishōsetsu, beherrscht wurde. Dem Diktat von mimetischer Wirklichkeitsabbildung und aufrichtiger Selbstentblößung setzte Tanizaki von Anfang an die Freiheit ‚erfundener‘ Geschichten und den Genuss am schöpferischen Akt entgegen. Ihn als literarischen Rebellen zu beschreiben hieße jedoch, seine Verwurzelung in wichtigen Strömungen seiner Zeit zu verkennen. Seine erzählenden und essayistischen Texte, seine Dramen und Filmdrehbücher sind kunstvolle Brechungen eines Dialogs mit den Befindlichkeiten, den kulturellen Moden und geistigen wie politischen Diskursen seiner Gesellschaft aus der Perspektive eines vom Kunstsupremat überzeugten Künstlers. Auch wenn sich Tanizaki zeit seines Lebens von öffentlichem Engagement und offener politischer Stellungnahme fernhielt, spiegelt sein Werk doch, wenn auch in ganz individuell geprägter Weise, die Begeisterung für die Kultur des „Westens“ in den zwanziger Jahren, ...