Geburtstag: | |
Nation: | Schweden |
von Philipp Wagner
Stand: 15.10.2023
„Ich will halt nicht der ‚Hiphop-Poet‘ sein, der über nichts anderes schreiben kann.“ (Svenska Dagbladet, 8. 4. 2003) Als Johannes Anyuru 2003 mit dem Gedichtband „Det är bara gudarna som är nya“ (Nur die Götter sind neu) debütiert, ist die Gefahr vom Feuilleton auf die Rolle eines Hiphop-Poeten festgelegt zu werden durchaus real. Er tourt nämlich 2004 für die renommierte Wanderbühne Riksteatern mit der Vorstellung „Abstrakt rap“ (Abstrakter Rap) durch Schweden, liefert im selben Jahr das Vorwort für eine Anthologie mit Texten der in den 1990er Jahren legendär gewordenen schwedischen Hiphop-Gruppe The Latin Kings, und produziert 2005 als Teil des Duos Broken Word das musikalisch untermalte Spoken-Word-Album „Anatomy of a Dying Star“ (Anatomie eines sterbenden Sterns). Mittlerweile konnte Anyuru mit seinen Veröffentlichungen allerdings von sich als vielseitigen und wandlungsfähigen Autor überzeugen.
Anyurus Debüt erscheint im Zuge einer Welle von Erstveröffentlichungen junger Autor:innen, für deren Rezeption die Zuordnung zu einer ethnischen Identität, die als nicht-schwedisch wahrgenommen wird, eine besondere Rolle spielt. Für diese Autor:innen werden zeitweilig Begriffe wie Migrationsliteratur, Einwanderungsliteratur und Vorort-Literatur etabliert, welche deren Ethnizität hervorheben. Für den Begriff Vorort-Literatur mag es weniger offensichtlich ...