Geburtstag: | |
Nation: | Volksrepublik China |
von Susanne Weigelin-Schwiedrzik
“‘Gib uns ein wenig Wärme und Lächeln statt Tränen.’ Der Satz geisterte in meinem Ohr, bis meine Seele ihn schließlich erfaßte. Plötzlich sah ich die Welt ganz neu. Zum ersten Mal wurde mir klar, daß ich bisher ganz ohne Rücksicht auf die Wirkung meiner Bücher geschrieben hatte. Die Arbeit und die Ziele eines halben Lebens waren vergeudete Mühe. Ich hatte die Leiden der Menschheit vermehrt und die Augen harmloser Menschen mit Tränen gefüllt. Ich hatte kein Lachen in diese traurige Welt getragen (…) Warum konnte ich die Tränen der anderen nicht trocknen und etwas Wärme verbreiten, um die Kälte der Menschheit erträglicher zu machen? (…)
Am nächsten Morgen stand ich zeitig auf, wiewohl mir der Kopf weh tat und die Augen brannten, aber ich konnte nicht liegen bleiben, zu sehr war ich von mir selbst angewidert. Ich schlug das Manuskript auf, ich konnte nicht schreiben, ich wollte nicht schreiben, und ich zwang mich doch zum Schreiben.”
Diese Worte stammen von dem Protagonisten Li aus Ba Jins Novelle “Garten der Ruhe”. Er hat sich im Gartenhaus eines Freundes einquartiert, um ein Buch zu schreiben. ...