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Nation: | Kuba |
von David Freudenthal
Stand: 01.03.2007
Das literarische Lebenswerk von Jesús Díaz ist von zwei scheinbar unvereinbaren politischen Positionen geprägt. Während er sich zunächst aktiv für die kubanische Revolution engagierte, nahm er in den Jahren des Exils (1991–2002) eine immer kritischere Position gegenüber Fidel Castros Politik ein und prangerte zunehmend die Missstände an, unter denen die Bevölkerung der Karibikinsel seit Jahrzehnten leidet. Der öffentlichkeitswirksame Wendepunkt kam 1992 mit Díazʼ Verurteilung des Castro-Regimes und dessen Losung „Sozialismus oder Tod“ während eines von der Zürcher „Wochenzeitung“ organisierten Streitgesprächs mit dem uruguayischen Publizisten Eduardo Galeano.
Jesús wuchs als Weißer im vor allem von Afro-Kubanern geprägten Arbeiterviertel Luyanó in Havanna auf, wo er auch das geheimnisvolle Kuba der nächtlichen Geisterbeschwörungen und kollektiven Ekstasen erlebte. Durch das Regime des Diktators Fulgencio Batista (1901–1973) geprägte Kindheitserfahrungen führten dazu, dass Díaz sich leidenschaftlich für die kubanische Revolution begeisterte. Als 17-Jähriger nahm er den Moment nach dem Sieg der von Fidel Castro und Ernesto Guevara geleiteten Revolution als eine „totale Umwälzung“ wahr: „Alle etablierten Werte waren hinfällig geworden. Die Familien entzweiten sich, die Besitzverhältnisse änderten sich radikal, und die Menschen sahen ...