Nation: | Japan |
Stand: 01.03.2001
Von Irmela Hijiya-Kirschnereit
In der Geschichte Japans wird der Beginn der Moderne (kindai) mit der Landesöffnung und der sogenannten Meiji-Restauration von 1868 angesetzt, der Abschaffung der Shogunatsregierung, der Wiedereinsetzung des Kaisers in seine Rechte und einer Fülle staatlicher, wirtschaftlicher und kultureller Reformen. Üblicherweise orientiert sich auch die Literaturgeschichtsschreibung an diesen Daten, wenngleich ein literarischer Wandel erst mit einer Verschiebung von etwa zwei Jahrzehnten sichtbar wird. Dennoch dürfte bezüglich des ersten Eckdatums weitgehende Einigkeit herrschen, während der Beginn der Gegenwart (gendai) sehr unterschiedliche Festlegungen zuläßt. Die meisten Literaturgeschichten markieren diesen Einschnitt mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und orientieren sich somit wiederum an der politischen Geschichte. Doch war mit diesem Ereignis, das in Japan oftmals als “Zweite Landesöffnung” bezeichnet wird, zweifellos ein tiefgreifender Bewußtseinswandel verbunden, der sich im kulturellen Schaffen niederschlug und eine solche Parallelisierung durchaus rechtfertigt. Andere Einteilungen übernehmen das Schema der Regierungszeiten der Kaiser, das auch der offiziellen Jahreszählung zugrundeliegt. Demnach gliedert sich die Literaturgeschichte seit Beginn der Moderne in die der Meiji- (1868–1912), der Taishō- (1912–1926), Shōwa- (1926–1989) und Heisei-Ära (seit 1989). Daß man im japanischen Alltag auch heutzutage diese Zeitrechnung dem westlichen Kalender vorzieht und statt ...