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Nation: | Bosnien und Herzegowina |
von Slobodan Grubačić
“No se puerde saber porqué. Da wären wir also. Im tiefsten Abgrund. Man kann nicht wissen, warum es das Böse auf der Welt gibt; denn alles, was besteht, hat keinen Sinn und keinen Grund”. So schrieb Ivo Andrić 1927 in seinem Aufsatz über den spanischen Maler und Kupferstecher Francisco de Goya y Lucientes. Das Pathos dieser rhetorischen Metaphorik und ihr an Schopenhauer erinnerndes Weltmitleid wird sieben Jahre später in Andrićs poetologisch und kulturphilosophisch bedeutendstem Essay “Francisco de Goya” (1935), einem imaginären Gespräch mit dem gealterten, tauben Spanier und seinem alter ego, etwas gedämpft auf die Kunst übertragen. Es sei vergeblich und falsch, heißt es nun, nach einem Sinn in den bedeutungslosen und anscheinend so wichtigen Ereignissen um uns herum zu suchen; man spüre ihn besser “in jenen Schichten auf, die sich im Laufe der Jahrhunderte um die Legenden” bildeten: “In den Märchen schlug sich die wahre Geschichte der Menschheit nieder; aus ihnen läßt sich, wenn auch nicht vollständig, der Sinn erahnen, enthüllen”. Andrić kommt zu einem negativen Schluß: daß unsere persönliche Anstrengung letztlich ohnmächtig sei; und zu einem ...