Geburtstag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Hans-Christian Oeser
Stand: 01.03.2008
Die schriftstellerische Karriere des Engländers Ian McEwan seit Mitte der 1970er Jahre ist so kometenhaft gewesen, seine Überschüttung mit Lobeshymnen und Literaturpreisen so außerordentlich, dass mancher missgünstige Kritiker den Autor als künstliches Produkt einer Verschwörung des Londoner Literaturbetriebs abtun wollte. Im Allgemeinen jedoch galt McEwan schon früh als der bestechendste Kurzgeschichtenautor seit Jean Rhys und Angus Wilson und als bester Erzähler seiner Generation. Sein „Markenzeichen“ war John Fletcher zufolge vor allem die authentische Darstellung der Adoleszenz. In der Tat hat sich McEwan in seinen ersten drei Büchern mit einer Kühnheit und Sensibilität sondergleichen der Problematik dieses prekären Zwischenzustands angenommen, in dem die „halluzinatorische Klarheit des physischen Ichs“ (Christopher Ricks) im Vordergrund steht. In Interviews mit Ian Hamilton und Christopher Ricks führte er freilich vornehmlich erzähltechnische Motive für diese freiwillige Selbstbegrenzung an, die ihm sogar vonseiten der Bewunderer seines Talents den Vorwurf einseitiger Themenwahl eintrug: Die Verwendung jugendlicher Ich-Erzähler ermögliche eine einzigartige Erzählperspektive, da der Halbwüchsige – weder in der Kinderstube noch im Arbeits- und Liebesleben der Erwachsenen zu Hause – die Welt mit den Augen des Außenseiters betrachte. Der verrückte Standort ...