Geburtstag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Gabriele Eschweiler
Stand: 15.02.2024
Wie das Schaffen anderer Autoren der Moderne lässt sich auch das Werk des britischen Schriftstellers Hanif Kureishi als Abschied von klassischen Erziehungsidealen interpretieren. Geht es im idealistischen Bildungsprogramm letztlich darum, einen in der eigenen Persönlichkeit vorgebildeten Lebenszweck zu finden und unterliegt das „Unterwegssein“ etwa von Goethes Wilhelm Meister dem Ziel, zur eigenen Bestimmung zu gelangen, so sind die Großstadthelden, die Kureishi beschreibt, ständig mit dem Scheitern der familiären, sozialen oder kulturellen Strukturen konfrontiert, in denen sie gerade leben. Oft ist die Auflösung dieser Gefüge der Auslöser, der sie (und die Handlung) in Trab setzt. So werden sie zu einem experimentellen Leben geführt, das sie zu einer Reihe von Versuchen mit höchst ungewissem Ausgang zwingt. Karim in „Der Buddha aus der Vorstadt“ (1990) stellt sich mit den Worten vor: „… ich komme aus den südlichen Randbezirken Londons und gehe wer weiß wohin.“
Allerdings ist Kureishi frei von allem Kulturpessimismus: Seine Figuren sind zumeist keine bedauernswerten Opfer, sie haben lediglich mehr oder weniger Erfolg. Der Autor und viele seiner Figuren sind durch die Zeit des Thatcherismus geprägt. In der Tat hat die Premierministerin während ihrer Regierungszeit ...