Haldun Taner, der in der Türkei nicht nur als einer der besten Kurzgeschichtenerzähler, sondern auch als bedeutender Theaterautor bekannt ist, vergleicht in seiner Kurzgeschichte “Konçinalar” (Die Kartenbuben) die Spielkarten mit den Menschen.
Hier ist der “König”, der mit seiner ganzen Haltung eine unnahbare Würde ausdrückt. “Pique” hat etwas Unheimliches an sich, in seinem Schloß sind bestimmt dunkle Geschäfte im Gange. Wer weiß, wieviele Köpfe nachts im Schloßkeller rollen? Die “Dame”, weiß, füllig, hausbacken entspricht dem kleinbürgerlichen Frauenideal. Sie ist nicht besonders gebildet, dafür eine tüchtige Hausfrau und Mutter. Der Autor, der in hierarchischer Reihenfolge sämtliche Karten ausführlich beschreibt, langt zum Schluß beim “Buben” an. Der arme, traurige Bube, der immer im Wege herumsteht und getreten, unterdrückt und mißhandelt wird, findet seine besondere Sympathie. Das ganze Dasein des Buben besteht darin, den anderen Karten höhere Positionen zu verschaffen: “Womit sollen die Oberen protzen, wenn es die Unteren nicht gäbe?”
Der König und der Bube sind zwei gegensätzliche Typen, die in fast allen Werken Taners vorkommen. Wodurch entstehen solche Gegensätze? In Büchners Komödie “Leonce und Lena” sagt Valerio ironisch zu seinem ...