Emily Nasrallah

Einige wenige Themen sind es, um die Emily Nasrallahs Schreiben kreist: Erstens die Situation von Frauen, die Zwänge, in denen sie leben, die Möglichkeiten, die sie haben, die Wege, die sie gehen. Und das ist immer durchaus im Plural gedacht, denn der Wege sind viele. Es gibt nicht die Situation der Frau. Der laute Feminismus war Emily Nasrallah immer etwas fremd, obwohl sie sich ihr ganzes Leben und Schreiben über für die Sichtbarmachung von Frauen und ihren Schicksalen eingesetzt hat.

Zweitens der Libanon, das Land, in das die Autorin hineingeboren wurde, als es – in seiner heutigen Form – gerade einmal zehn Jahre alt war. Sie fühlt sich diesem Land zutiefst verbunden und hat dessen Menschen und Entwicklungen in ihren literarischen Werken zum Gegenstand der Darstellung und Interpretation gemacht. Dabei ist es nicht die politische Struktur, die sie interessiert, sondern es sind die Auswirkungen regionaler, nationaler und internationaler Entwicklungen auf die Individuen, deren Herkunft meist eine dörfliche ist. Und das (fiktive) Dorf heißt Ǧūrat as-sindiyān, Steineichengrube, ist aber immer als das Heimatdorf der Autorin erkennbar.

Beide Themen ...