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Nation: | Russland |
von Rainer Grübel
Stand: 01.06.2011
Dmitrij Prigov war ein besonders vielseitiger und zugleich äußerst produktiver Dichter, Schriftsteller und Dramenschreiber, Maler, Grafiker und Bildhauer, Happening-, Installations- und Performations-Künstler der späten Sowjet- und frühen nachsowjetischen Zeit. Auch als Sänger, Schauspieler und Video-Künstler hat er von sich reden gemacht. Mittlerweile hat er sogar als russischer Denker Anerkennung gefunden. Anfänglich Bildhauer, dem Henry Moore und Alberto Giacometti Vorbilder waren, ließ er sich durch Andy Warhol und Joseph Beuys zu Pop-Art und Formen der Installation leiten, ehe er sich mehr und mehr der – seines Erachtens zu dieser Zeit zumindest in der russischen Kultur – konservativeren Literatur zuwandte. Hier orientierte er sich an Texten des russischen Futuristen Velimir Chlebnikov und des Absurdisten Daniil Charms. Wittgenstein, Derrida und Rorty waren seine wichtigsten philosophischen Bezugspunkte.
Prigovs beispiellos vielfältiges und umfangreiches Gesamtwerk sprengt durch die schiere Zahl der Gedichte von mehreren Zigtausend Exemplaren die traditionelle Vorstellung vom Kunstwerk als etwas Besonderem und Vollendetem sowie als großer Ausnahme des Gelingens, wie sie noch Anna Achmatovas “kaiserliches Wort” (carstvennoe slovo) der Dichter-Rede voraussetzte oder Gottfried Benns Überzeugung, einem guten Autor ...