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Nation: | Großbritannien |
von Werner Bies
Stand: 01.11.1993
Wie manches lyrische Œuvre der britischen Nachkriegszeit läßt sich auch Charles Tomlinsons Werk am ehesten durch seinen Abstand zur Dichtung des sogenannten „Movement“ bestimmen. Hiermit wird eine Gruppe von Lyrikern, auch „New University Wits“ genannt, bezeichnet, die sich in den fünfziger Jahren in Oxford bildete. Tomlinson teilt mit den Autoren des „Movement“ die Absage an die ausholenden metaphysischen Gesten der Romantiker und an den gefühlsschweren und emphatischen Subjektivismus und Surrealismus eines Dylan Thomas. Doch wertet er die ,demokratisierende‘ Beschränkung des „Movement“ auf den Gesichtskreis des britischen Nachkriegsalltags als Rückzug in einen insularen Provinzialismus und das Streben nach einer lakonischen und nüchternen Sachlichkeit als Verkümmerung dichterischer Möglichkeiten. Tomlinson sucht der drohenden Verarmung und Erstarrung zu entgehen, indem er sich die vielfältigen stilistischen Ressourcen nicht-englischer Autoren, vor allem des französischen Symbolismus und der amerikanischen Moderne, zunutze macht und sie in ein eigenes unverwechselbares Idiom umsetzt: „Er kann Englisch schreiben (…), als sei es eine fremde Sprache von erstaunlichem Reichtum“ (Hugh Kenner). Überdies sucht Tomlinson innovationsfördernde technische Anleihen bei den bildenden Künsten, vor allem bei der Malerei (Constable, Cézanne, Picasso, Paul ...