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Nation: | Österreich, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Walter Grünzweig
Stand: 15.02.2019
Den Naturwissenschaftler drängt es zur Wasserquelle, der Schriftsteller dagegen ist eine Amphore, in der sich das Wasser sammelt. Erst in einem langwierigen Prozess erkennt Letzterer die Ziele und Formen seiner Kreativität. Der Naturwissenschaftler ist verantwortlich für die „Hardware“, der Geisteswissenschaftler und belletristische Autor für die „Software“. Mit diesen Metaphern beschrieb Carl Djerassi seine erstaunliche Wandlung von einem weltberühmten Chemiker, bekannt als „Vater“ – nach eigener Definition „Mutter“ – der Pille, zum Romancier und Dramatiker. Die „monologische“ Beschränktheit der Naturwissenschaft drängte ihn in seinem sechsten Lebensjahrzehnt nicht nur dazu, in einer Autobiografie Rückschau zu halten, sondern auch mit der „Dialogizität“ von Literatur zu experimentieren.
Dies bedeutete allerdings keinen radikalen Bruch in Djerassis Biografie. Er hatte seine wissenschaftliche Tätigkeit schon immer als „polygam“ bezeichnet und sich seit langem für deren soziale und kulturelle Implikationen interessiert. Das erste umfassende Dokument dieses ganzheitlichen Denkens ist der 1979 erschienene Band „The Politics of Contraception“ (Politik und Verhütung), in dem politische, ökonomische und kulturelle Implikationen von Verhütungsmitteln, darunter die zunehmende Kritik an der „Pille“, erörtert werden. Seine nachfolgende literarische ...