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Nation: | Irland |
von Hans-Christian Oeser
Stand: 01.11.1994
Mit dem Debütband „Geheimnisse“ (1977) trat, fünfunddreißigjährig, ein Erzähler an die irische Öffentlichkeit, der lange Zeit im Abseits verharrt hatte, bevor er sich zur Veröffentlichung seiner Kurzprosa entschloss: Achtzehn Jahre lang schrieb Mac Laverty, mit seinem Personalstil experimentierend, lediglich zum eigenen Vergnügen. Zwar war er Mitglied eines in den sechziger Jahren unter Leitung des Englischdozenten Philip Hobsbaum entstandenen literarischen Zirkels an der Queenʼs University Belfast, dem die Garde der heute prominenten nordirischen Lyriker (Seamus Heaney, Michael Longley, Derek Mahon, Paul Muldoon, Frank Ormsby, James Simmons usw.) angehörte, doch hielt er sich eher im Hintergrund.
Vielleicht erklärt sich aus dieser Warteposition heraus die geistige Reife, die Subtilität der Empfindung und die Treffsicherheit im Ausdruck, die Leser und Kritiker sogleich an Mac Lavertys schlanker, geschliffener, durchsichtiger Prosa bewunderten. Trotz seines verhältnismäßig schmalen Werkes avancierte Mac Laverty rasch zu einem der profiliertesten Repräsentanten der irischen Kurzgeschichte, auch wenn er von Schotten und Engländern seiner schottischen Wahlheimat wegen mitunter als einer der Ihren in Beschlag genommen wird.
In einem Interview verglich Mac Laverty seine Tätigkeit mit der eines Bildhauers, der so lange an seinem ...