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Nation: | Paraguay |
von Helmut Spreitzer
1917, das Geburtsjahr des bekanntesten paraguayischen Schriftstellers, Augusto Roa Bastos, war für die politische Entwicklung in Europa ein wichtiges Datum, das auch auf das kleine lateinamerikanische Binnenland wesentlichen Einfluss hatte. Viele europäische Einwanderer begannen seit dieser Zeit, das wirtschaftliche und politische Geschick Paraguays mitzubestimmen. Wenngleich der engere Hintergrund, vor dem sich die Entwicklung des jungen Augusto abspielte, von der Welt der Mythen und Legenden der Guaraní geprägt wurde, scheint doch ein kurzer Abriss über die Geschichte Paraguays angebracht, um die soziokulturellen Faktoren zu beschreiben, die das literarische Schaffen Roa Bastos' bestimmen.
Historisch gesehen war Paraguay eine der florierendsten Kolonien der spanischen Krone, was sicherlich ein Verdienst der Jesuiten war, welche die Provinz 1604 begründet hatten. Sie hatten sich die Aufgabe gestellt, die Guaraní im Sinne eines Humanismus der Renaissance zu missionieren. Die positiven Aspekte dieses Unterfangens waren zweifellos die weitgehende Pazifizierung des Landes, der Schutz der Indios vor den über die Grenze stoßenden brasilianischen Sklavenjägern und damit vor der Verpflichtung zur Zwangsarbeit in encomiendas (von der spanischen Krone verliehene Lehen an verdiente Offiziere) und Latifundien. Der Konflikt ...