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Nation: | Guatemala |
von Friedhelm Schmidt-Welle
In seinen “Sechs Vorschlägen für das nächste Jahrtausend” (1995) nennt Italo Calvino die Geschwindigkeit als eine der Zukunftsperspektiven der Literatur. Sie werde sich exemplarisch in Texten ausdrücken, die aus einer einzigen Zeile, einem einzigen Satz bestehen. Für die von ihm in Aussicht genommene Sammlung solcher Texte habe er, so Calvino, nichts gefunden, dessen Qualität Augusto Monterrosos “Der Dinosaurier” gleichkomme. Diese Erzählung, wenn man sie denn so nennen will, aus dem Band “Obras completas (y otros cuentos)” (Das gesamte Werk (und andere Erzählungen), 1959), besteht aus dem Satz: “Als er aufwachte, war der Dinosaurier immer noch da.” Sie hat Monterroso weit über Lateinamerika hinaus berühmt gemacht und wird ständig zitiert – wenn auch mit kleineren Variationen, da es manchen Kritikern offenbar schwer fällt, sich den vollständigen Text zu merken. So haben selbst Mario Vargas Llosa und Carlos Fuentes das vorzeitliche Ungeheuer per Zitat in ein Einhorn bzw. Krokodil verwandelt. “Der Dinosaurier” gehört nach einer Äußerung Monterrosos auf einem Literaturkongress Mitte der achtziger Jahre in Berlin zu seinen Versuchen, den kürzesten Roman aller Zeiten zu schreiben, was alle Gattungsbezeichnungen in Frage stellt.
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