Aslı Erdoğan

Aslı Erdoğan stammt aus einer gebildeten, progressiven Familie aus der Schicht der sogenannten ‚weißen Türken‘ in Istanbul. Ihr Vater war Elektroingenieur, ihre Mutter Wirtschaftswissenschaftlerin. Mit vier Jahren brachte sie sich selbst das Lesen und Schreiben bei. Neben dem Lesen war für ihre Kindheit und Jugend außerdem das klassische Ballett prägend, mit dem sie später erstes eigenes Geld verdiente. Mit neun Jahren legte Erdoğan erfolgreich die Eingangsprüfung für das renommierte englischsprachige Robert College ab. In dieser Zeit schrieb sie bereits Kurzgeschichten und Gedichte. Als allerdings ihre Großmutter ihr erstes Gedicht heimlich in einer Zeitschrift veröffentlichen ließ, bedeutete dies einen derartigen Schock für das Mädchen, dass Aslı Erdoğan erst einmal mit dem Schreiben aufhörte. Als Teenager hatte sie nach eigenen Angaben nicht einmal das Bedürfnis zu schreiben, vielmehr las sie alles, was ihr in die Hände kam, darunter auch Klassiker wie Shakespeare, Kafka, Melville, Tolstoi und Dostojewski. Sie legte so die Grundlagen für ihr späteres Werk. Erst während ihres Studiums der Informatik und Physik schrieb sie wieder Kurzgeschichten und gewann mit der Kurzgeschichte „Son Elveda“ (Der letzte Abschied, 1990) den dritten Platz des Yunus-Nadi-Preises, ...