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Nation: | Frankreich |
von Josef Bessen
Stand: 01.11.1996
Selbst für Adamov, zeitweilig einer der großen Vertreter des absurden Theaters und also mit radikalen Formexperimenten vertraut, war es zuviel: Voller Sympathie für Gattis Stück über Sacco und Vanzetti, „Öffentlicher Gesang vor zwei elektrischen Stühlen“ (1964), klagte er doch über die mangelnde Chronologie, die Abwesenheit der Hauptfiguren, eine „gewisse Verworrenheit“. Gatti ging eben weit, weiter als die meisten seiner Kollegen: in der Überwindung der traditionellen Dramaturgie, in der Distanzierung von der Rolle des Dramatikers und der Institution des Theaters, in der Radikalität seiner politischen Positionen.
Sein politisches Interesse führte zu einer ständigen Beschäftigung mit Figuren und Kämpfen aus der Tradition revolutionärer, häufig libertärer Bewegungen: von Rosa Luxemburg, Eugène Varlin, Makhno, Che Guevara, Sacco und Vanzetti, Durruti ist die Rede, von der „Commune“, vom Spartakusaufstand, vom „Langen Marsch“, vom Aufstand gegen den Imperialismus in Mittelamerika, vom Widerstand gegen Franco, vom Vietnamkrieg, vom Barrikadenkampf französischer Arbeiter. Auch der antirevolutionäre Gegenpol, die faschistische Terrorherrschaft, ist wiederholt Gegenstand von Gattis Arbeit. Er machte immer die Sache der Unterdrückten zu seiner Sache, brandmarkte Repression auch dann, wenn sie – wie im Fall sowjetischer ...