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Nation: | Frankreich |
von Eva Kimminich
Stand: 01.08.1997
Annie Ernauxʼ Werk ist entschieden autobiographisch geprägt. Mehrfach thematisierte die Autorin ihren eigenen Lebensweg vom Arbeiterkind zur Schriftstellerin. Dieser Selbstfindungsprozeß spiegelt sich im Wandel ihres
Stils.
Ihre ersten beiden Romane „Les armoires vides“ (Die leeren Schränke, 1974) und „Ce quʼils disent ou rien“ (Was sie sagen oder nichts, 1977) konzentrieren sich auf die Konfrontation ihrer aus dem Arbeitermilieu stammenden jugendlichen Heldinnen mit bürgerlichen Mitschülern. Sie erleben sich und ihre Eltern als andersartig, was zu starken Minderwertigkeitsgefühlen führt. In „Les armoires vides“ findet die Heldin jedoch einen Ausweg.
Denise Lesur ist schwanger und sucht eine „Engelmacherin“ auf. Durch diese in jeder Beziehung schmerzhafte Erfahrung setzt sich die Zwanzigjährige rückblickend mit ihrem bisherigen Leben auseinander: Ihrer sozial bedingten Verhaltens- und Ausdrucksweise wegen wird sie von den Mitschülern verspottet und von der Lehrerin bestraft. Doch als sie ihre geistige Begabung entdeckt, beschließt Denise, Rache zu nehmen. So übertrifft sie ihre bourgeoisen Mitschülerinnen allmählich mit konstant besseren Leistungen. Außerdem vermeidet sie mit äußerster Selbstdisziplin die an ihr belächelten milieu-typischen Redewendungen. Ihre Freundschaft mit dem aus bürgerlichem Elternhause stammenden Jurastudenten Marc, der sie in seinem Deux-Chevaux ...