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Nation: | Polen |
von Georg Mrugalla
Stand: 01.03.2010
Andrzej Stasiuk gehört zu den erfolgreichsten Schriftstellern der so genannten „Brulion-Generation“. Hierzu zählen jene um 1960 geborenen Autoren, die sich nach der politischen Wende provokativ mit der polnischen Kulturtradition auseinandersetzten und sich der gesellschaftspolitischen Thematik verweigerten. Als Sprachrohr diente ihnen die Mitte der 1980er Jahre in Krakau gegründete Zeitschrift „Brulion“ (Brouillon).
Stasiuk debütierte 1992 mit dem Erzählband „Die Mauern von Hebron“. Der Titel ist eine Anspielung auf das 20. Kapitel des biblischen Buchs Josua; dort wird bestimmt, dass das südwestlich von Jerusalem gelegene Hebron zu den Städten zählt, in die Menschen fliehen können, die ohne Vorsatz getötet haben und Blutrache fürchten müssen. Hebron symbolisiert damit eine Zufluchtsstätte für Asylsuchende und zugleich eine Verbannungsstätte für Verbrecher.
Die Texte des Bandes sind in der ersten Hälfte der 1980er Jahre entstanden, doch wegen der obszönen Darstellungen – der Band zählt zu den brutalsten Texten der polnischen Prosa – wurde er erst nach der Wende herausgegeben. Die Erzählungen sind eine literarische Verarbeitung der Erlebnisse während Stasiuks Inhaftierung 1980/81, die er in einem Interview mit der Zeitschrift „Literaturen“ als „schockierend, überaus seltsam und gleichzeitig auch faszinierend“ bezeichnete. Dargestellt ...