Andrej Sinjavskij

Für seine literarischen Werke benutzte Andrej Sinjavskij konsequent das Pseudonym Abram Terc. Als Andrej Sinjavskij blieb er der angesehene, unauffällige Literaturwissenschaftler. Das Pseudonym setzte er ein, da er erkannte, daß seine literarischen Werke unter den politischen Bedingungen in der Sowjetunion dort nicht gedruckt werden konnten. Das Besondere an diesem Pseudonym ist, daß sich Abram Terc zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelte; er gewann für Sinjavskij eine eigene Identität: “Ich sehe ihn leibhaftig vor mir, den Banditen, Falschspieler, Hundesohn, die Hände in die Taschen vergraben, Menjou-Bärtchen, die Schlägermütze tief in die Stirn gezogen, wie er mit seinem leichten, ein wenig wiegenden Schritt, zärtliche Interjektionen ungebührlicher Art auf den trockenen Lippen, seinen mageren, in langjährigen Polemiken und Stil-Diskussionen geschliffenen Körper vorüberträgt. Kurz angebunden, unwiderlegbar.” Abram Terc ist der jüdische Held in einem alten Gaunerlied, das in Odessa gesungen wird. Daß die Wahl Andrej Sinjavskijs für sein Pseudonym auf einen jüdischen Namen fiel, geht auf eine Äußerung Marina Cvetaevas (1892–1941) zurück, in der sie feststellt, daß für sie in dieser Welt alle Dichter Juden seien. Sinjavskij selbst äußerte dazu: “Das Schicksal des Schriftstellers, ...