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Nation: | Russland |
von Gabriele Schaffartzik
Anatolij Kim gehört zu den interessantesten Erscheinungen im russischen literarischen Leben der siebziger und achtziger Jahre. Er trat erstmals 1973 mit zwei Erzählungen in der Literaturzeitschrift “Avrora” an die literarische Öffentlichkeit. Zwei umfangreiche Sammlungen von Erzählungen folgten mit “Goluboj ostrov” (Die blaue Insel, 1976) und “Četyre ispovedi” (Vier Beichten, 1978). In den achtziger Jahren erschienen zahlreiche Einzelveröffentlichungen in russischen Literaturzeitschriften, fünf Sammelbände (“Solov'inoe e.cho”, Nachtigallenecho, 1980; “Nefritovyj pojas”, Der Nephritgürtel, 1981; “Sobirateli trav”, Die Kräutersammler, 1983; “Nevesta morja”, Die Meeresbraut, 1987; “Izbrannoe”, Auswahl, 1988) und zwei Romane (“Eichhörnchen, 1984, “Otec-les”, Vater-Wald, 1989). In den neunziger Jahren wurde es stiller um Anatolij Kim. Nur noch selten veröffentlichte er kurze Romane und Erzählungen in der Literaturzeitschrift “Novyj mir”.
Kims Erzählungen fanden in den siebziger und achtziger Jahren begeisterte Leser. Mit dem Übergang zum Kurzroman (Povest') und Roman, ja zum Roman-Epos (“Otec-les”) zeichnete sich in seinem Werk eine zunehmende Abkehr von traditionellen Formen ab, ins Spiel kamen komplizierte erzählerische Strukturen als Ausdrucksmittel einer besonderen philosophischen Prosa. Einhergehend mit dieser Entwicklung ist der Leserkreis offenbar kleiner geworden.
Kims formal konventionelle Erzählungen sind thematisch von seiner persönlichen Erfahrungswelt ...