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Nation: | Mali |
von Manfred Loimeier
“Mit jedem Greis, der in Afrika stirbt, verbrennt eine Bibliothek.” Dieser Satz, den der Historiker, Völkerkundler und Schriftsteller Amadou Hampâté Bâ 1962 vor der UNESCO aussprach und der auf der Stirnwand des UNESCO-Gebäudes in Paris nachzulesen ist, begründet das Bemühen des Autors, das in Westafrika mündlich überlieferte Wissen durch schriftliche Aufzeichnung zu bewahren. Bâ verstand sich selbst als “Traditionist” – als eine Person, die über den gesamten mündlich überlieferten Erfahrungsschatz ihrer Vorfahren verfügt. Ein “Traditionist” besitzt natur- wie geisteswissenschaftliche Kenntnisse und ist in alle Bereiche der Erkenntnis wie Geologie, Astrologie, Geschichte, Religion, Volkskunde und Philosophie eingeweiht.
Bâ widmete einen Großteil seines Werkes der Vermittlung dieses traditionellen Wissens, und die meiste Zeit seines Lebens war er darum bemüht, Zeugnisse der Oratur zu sammeln und aufzuzeichnen. Er begann 1921 während seiner Reise zum Dienstantritt als Sekretär der französischen Kolonialverwaltung in Ouagadougou, Burkina Faso, mit der Aufzeichnung von Überlieferungen, die ihm zu Ohren kamen. Da er diese Gewohnheit bis an sein Lebensende nicht aufgab, ist ein Großteil seines Werkes noch unveröffentlicht. Wissenschaftler in zwei Archiven in Abidjan und Paris sichten seinen literarischen ...