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Nation: | Österreich |
von Johann Strutz
Stand: 15.05.2014
Josef Winklers Romane wurden von der Kritik zunächst als Nachzügler der bereits relativ langen Tradition kritischer Heimatliteratur rezipiert. Offensichtlich ging man auch bei ihm von Lesemodellen aus, die in Werken von Innerhofer, R.P. Gruber und anderen vorgegeben waren. Winklers Romantrilogie „Das wilde Kärnten“ (1984), so der Gesamttitel der Taschenbuchausgabe seiner ersten drei Romane „Menschenkind“, „Der Ackermann aus Kärnten“ und „Muttersprache“, wurde als Wiederholung dessen verstanden, was z.B. Innerhofer in „Schöne Tage“ oder etwa der sardische Schriftsteller Gavino Ledda mit „Padre Padrone“ schon geleistet hätten: als Darstellung der beschädigten Kindheit auf dem Lande und damit Entlarvung der in der vermeintlich heilen Provinz herrschenden Unterdrückungsmechanismen.
Innerhofer und Ledda argumentieren allerdings explizit sozialkritisch: Das Modell des Dorfes und das der Familie werden unter den Bedingungen des wirtschaftlichen Konkurrenzkampfes bzw. Überlebenskampfes beschrieben, die die eingesetzten Mittel patriarchalischer Macht rechtfertigen sollen. Von dieser Situation geht auch Winkler aus, im Wesentlichen aber bleibt sie auf die Figuration Kind – Vater – Mutter beschränkt, wobei die jeweiligen Konstellationen nur noch den Ausgangspunkt für den literarischen Prozess bilden. Die Texte seien – so der Erzähler – bloß Blitzlichter, in denen ...